Am Schauplatz - Der gefährlichste Ort Wiens - Report / Reportage

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Im Bild: Frau Sylvia, 57, wohnt und arbeitet seit Jahrzehnten am Keplerplatz in Wien. Früher war die Fußgängerzone hier am Sonntag wie ausgestorben, heute schieben sich auch am Wochenende massenweise Menschen durch, erzählt sie uns. "Man hört kaum mehr ein deutsches Wort und zu essen gibt?s hier Kebab und Kebab und nochmal Kebab. Aber ich bin immer noch gern hier, es ist meine Heimat", schwärmt sie.

Im Bild: Diese Jugendlichen aus arabischen Ländern treffen sich gern auf einer Parkbank am Reumannplatz und machen ihre Späße. "Wir haben keine Messer", betonen sie, "wir finden es richtig, dass es eine Waffenverbotszone gibt."

Im Bild: Der Reumannplatz ist als Drogenumschlagplatz bekannt. Seit der Videoüberwachung ist dieses Problem zwar nicht verschwunden, aber kleiner geworden, heißt es von der Polizei. Wegen mehrerer Messerstechereien in den vergangenen Wochen gilt hier seit kurzem auch ein Waffenverbotsgesetz.

Im Bild: Im Lilly`s Café auf dem Viktor-Adler-Markt in Favoriten - zwischen Keplerplatz und Reumannplatz - treffen sich gern Österreicherinnen und Österreicher auf einen weißen Spritzer oder ein Krügerl Bier. Außer ihrem Geburtsort haben sie oftmals nicht viel gemeinsam - zum Thema Zuwanderung oder Arbeit kann schon einmal Streit ausbrechen.

Im Bild: Carina, 31, ist Badewartin im Amalienbad auf dem Reumannplatz. "Wenn ich Spätdienst habe und um 10.00 Uhr nachts hier rauskomme, habe ich Angst", verrät sie uns. Aber auch tagsüber sei es nicht viel besser. In einer Mittagspause habe sie einmal einen Mann mit Messer vor dem Bad gesehen, rundherum ein großes Polizeiaufgebot, erzählt sie. Sie und die 100 anderen Mitarbeiter im Amalienbad wollen mehr Polizei vor dem Bad. Die Personalvertreter haben bereits eine Dienststellenversammlung abgehalten und wollen weitermachen, bis sie mehr Polizeipräsenz vor dem Amalienbad erreicht haben.

Im Bild: Der Pfarrer der Kirche auf dem Keplerplatz, Pater Matthias, bemüht sich um gutes Einvernehmen mit den Menschen, die sich rund um die Kirche aufhalten. Manche kommen in die Kirche, um da zu schlafen. "Was ich aber gar nicht mag, ist, wenn sie auf die Kirchenwand urinieren. Das ist immerhin ein Gotteshaus. Im Sommer muss ich mit einem Wasserschlauch sauber machen, der beißende Uringeruch ist sonst nicht auszuhalten", erzählt er.

Im Bild: Der Park neben der Kirche auf dem Keplerplatz ist für viele Menschen wie ihr Wohnzimmer - sie leben mehr oder weniger auf der Straße, manche kommen nachts in einer Notschlafstelle unter, andere schlafen gleich auf der Parkbank.

Im Bild: Der Keplerplatz ist seit eineinhalb Jahren Schutzzone, weil es hier auch einen Spielplatz und eine Volksschule gibt. Wenn die Polizei einen Verdacht auf Drogenhandel hat, darf sie betreffende Personen vom Platz verweisen. Seit Ostern gilt hier und in ganz Innerfavoriten, also auch auf dem Reumannplatz, ein Waffenverbotsgesetz.

Im Bild: Angelina ist mit ihrem Verlobten seit zwei Jahren in Wien und hat bisher vor allem schlechte Erfahrungen gemacht. "Ich werde von den meisten Menschen hier diskriminiert, nur weil ich eine Transfrau bin. Was tue ich ihnen denn?" Ihr Verlobter gerät oft in Schlägereien, weil er sie verteidigt.

Im Bild: "Es ist hier nachts so laut, dass ich im Sommer die Fenster nicht offen lassen kann", sagt Dinko. "Und wenn Flaschen fliegen, rufe ich die Polizei". Der Journalist arbeitet in der Medienbranche und hat sich im sogenannten Keplerhof, einem Gründerzeit-Eckhaus vis á vis von der Kirche, eine Wohnung gekauft. Der Drogenhandel und der Lärm am Platz stören ihn - für die Obdachlosen hat er aber ein Herz. "Wo sollen sie denn hin? Obdachlose haben wie alle anderen Bürger ein Recht auf Platz im öffentlichen Raum", betont er.

Im Bild: 12 Dinko und Alex sind Nachbarn, sie wohnen im selben Haus auf dem Keplerplatz. "Wir leben gern hier, wir wollen bleiben", sagen beide. Sie haben nicht vor, den Platz der Drogenszene zu überlassen. "Die Politik muss da ernsthaft etwas machen und nicht nur angekündigte Showbesuche liefern", meinen beide.

Im Bild: Beim Würstelstand in der Favoritenstraße, gleich beim Keplerplatz, treffen sich immer dieselben Freunde auf ein Bier. Dass es hier früher, vor zwei oder drei Jahrzehnten, besser war als heute, sagen alle hier Versammelten. Zu viele neue Mitbürger, zu wenig echte Gasthäuser, das sind ihre Kritikpunkte.

Im Bild: Die 56-jährige Favoritnerin und ehemalige Prostituierte verkleidet sich gern. Heute ist sie als Polizistin zum Keplerplatz gekommen, sie ist Stammgast im Park rund um die Kirche. "Ich kenne hier jeden. Man braucht keine Angst vor den Leuten haben", sagt Claudia. Im Keplerpark ist die siebenfache Mutter auch deshalb gern, weil es hier eine Kirche gibt. "Wenn ich Gott um Hilfe bitte, ist er immer da für mich."

Im Bild: Weil es auf dem Keplerplatz, der wegen der Drogenszene seit eineinhalb Jahren Schutzzone ist, nicht nur laut, sondern auch schmutzig ist, haben die "Waste Watcher" hier viel zu tun. Die offiziellen "Kontrollorgane" der Stadt Wien dürfen wegen auf die Straße geworfenen Zigarettenstummeln und Bierdosen eine 50 Euro-Strafe geben. "Ich ermahne manchmal nur, wenn die Leute versprechen, künftig brav zu sein", berichtet Frau Daniela. Sie macht ihren Job schon lang. "Ich bin selbst sehr ordnungsliebend", sagt sie, "und ich verstehe einfach nicht, warum man Abfall auf den Boden wirft - das macht man ja bei sich daheim auch nicht, oder?"